Ess- und Tafelkultur – kultureller Austausch in Europa
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Unsere heutige Esskultur in all ihren Facetten ist das Ergebnis einer langen Kulturgeschichte und des kulturellen Austausches innerhalb Europas aber auch darüber hinaus. Ess- und Speisegewohnheiten, Rezepte und Zutaten waren in der Regel auf einen regionalen Raum beschränkt. Die Menschen waren angewiesen auf regional produzierbare Nahrungsmittel sowie auf Waren, die über Handelswege importiert werden konnten. Oftmals sind Bräuche und Feste in den Regionen auch mit bestimmten Essund Trinkspezialitäten verbunden.
Gleichzeitig stießen aber dort, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft aufeinandertrafen, insbesondere in Städten oder an Handelsplätzen, auch deren Speisegewohnheiten aufeinander und beeinflussten sich gegenseitig. Auch Migration und Eroberungen förderten diese Entwicklung. Mit zunehmender Mobilität und Globalisierung, bei der nahezu alles zu jeder Zeit verfügbar ist, änderte sich Esskultur rasant. Bis heute bringt die Esskultur Menschen zusammen. Migration und Integration sind in der Vielfalt der Speisen und Restaurants ablesbar. Aufgrund der reichen und bis heute integrierenden Wirkung der Ess- und Tafelkultur hat der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) mit seinen Mitgliedsverbänden entschieden, diese Thematik im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres in den Fokus zu rücken.
Hierzu veranstaltete der BHU eine Tagung im oberfränkischen Kulmbach in dem Gebäude einer ehemaligen Brauerei, das heute ein Gewürz-, ein Bäcker- und ein Brauereimuseum beheimatet. Oberfranken ist eine prädestinierte Region für die Thematik, ist doch die Genussregion Oberfranken seit 2015 als immaterielles Kulturerbe im Rahmen der UNESCO-Konvention auf der Bundesliste anerkannt. Mit den in dieser Publikation zusammengefassten Beiträgen wird die Vielseitigkeit des Themas deutlich. Dies zeigen Beispiele aus Deutschland und Europa. Mit Esskultur eng verbunden sind die Herstellung, Verarbeitung und Lagerung von Nahrungsmitteln, aber auch ihre Zubereitung. Ausdruck dafür sind etwa eigens dafür konstruierte Häuser, wie Speicherhäuser in Hafenstädten, Räuchereien Fotos: privat oder Brauereien. In diesen Bereich gehören auch historische Gasthäuser oder die hier in einem Beitrag vorgestellten Sommerkeller und Brauereien. Diese Gebäude sind Zeugen der Geschichte und stehen oft unter Denkmalschutz. Der Wandel der Tafelkultur ist insbesondere auf historischen Gemälden und beim Geschirr ablesbar. Bis heute ist gutes Geschirr mit Prestige verbunden. Die Sitten und Bräuche der Tafelkultur sind in der Literatur anschaulich beschrieben. Rezepte zur Herstellung traditioneller Gerichte können eigene Geschichten erzählen, wie der Beitrag über gutes Essen in schlechten Zeiten zeigt. Die Vermittlung historischer Epochen verbunden mit den damals herrschenden Ernährungsformen ermöglicht z. B. Kindern anhand von alten Kochbüchern einen emotionalen Zugang zum Thema.
Die kulturgeschichtliche Bedeutung einzelner Nutzpflanzen, Gerichte und Getränke sowie deren Austausch innerhalb Europas, aber auch über die Grenzen Europas hinaus werden in verschiedenen Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Es sind häufig Initiativen einzelner Personen oder Gruppen, die durch ihr Engagement für die Erhaltung von Zeugnissen der Ess- und Tafelkultur sorgen. Mit solchen Initiativen hängen oftmals auch die Erhaltung und die Pflege von Kulturlandschaften zusammen. Der BHU und seine Landesverbände fördern und bündeln dieses Engagement. Mit einer ganzen Reihe von Projekten haben sich die Heimatverbände dieser Thematik verschrieben und werden sich auch künftig in diesem Themenfeld engagieren.
Das Projekt fand im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 statt, das unter dem Motto „Sharing Heritage“ stand. Wie gut dieses Motto zu dem vielseitigen Austausch passt, der mit und über Ess- und Tafelkultur schon immer stattfand und nach wie vor stattfindet, zeigt die Lektüre der hier versammelten Beiträge.
Buch mit 156 Seiten (2018).
Publikation
Ess- und Tafelkultur - Kultureller Austausch in Europa: Dokumentation der Tagung am 3. und 4. Dezember 2018 in Kulmbach (Oberfranken/Bayern), ergänzt durch weitere Autorenbeiträge / Herausgeber: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU), Bundesverband für Kultur, Natur und Heimat e.V.; Redaktion: Dr. Inge Gotzmann (Herausgeberin), Dr. Marianne Tabaczek. 156 Seiten: Illustrationen; 21 cm; Erscheinungsdatum: 2018; ISBN 978-3-925374-54-8 Broschur – wird kostenlos abgegeben, um Spende wird gebeten.
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